Improvisation
AT A LOSS
Nigel Charnock > Tanz
Michael Riessler > Saxophon
Jean Pierre Drouet > Schlagzeug
At a loss > Erstaufführung
Das Verdrehte, das umgestülpt Andersartige oder auch Unartige ist sein Metier. Nigel Charnock ist das enfant terrible der englischen Tanzszene, das 1997 in „Human Being“ ein Tänzchen mit dem Tod in Form eines Knochenmanns wagte, 2000 in „Meaty“ dem Titel enstprechend alles Fleischliche, das ja bekanntlich willig ist, hautnah auf die Bühne brachte. Sex, Gewalt, Gott und Teufel, Lust, Gier, Angst, Leben und Sterben formen sich beklemmend vergnüglich zu einer „Danse infernal“, der nichts Menschliches, und sei es noch so tierisch, fremd ist. Und doch will Charnock nicht nur schockieren: „Nur schockieren ist billig. [...] Künstler […] müssen die Leute dazu anhalten, Fragen zu stellen, Fragen darüber, was läuft.“ Meint Nigel Charnock.
Was aber in diesem Tanz locker, gar improvisiert ausschaut, ist bis ins kleinste Detail einstudiert. Nur dies kann Freiheit ermöglichen. In diesem unbedingten Anspruch an technische Perfektion und Überlegenheit dürfte sich Charnock ganz eng mit dem Saxophonisten Michael Riessler und dem Vater des experimentellen Schlagzeugspiels zwischen Avantgarde und Improvisation Jean Pierre Drouet berühren. In „At a loss“ versuchen die drei so scheinbar unvergleichbare Elemente wie Liebe, Verlust, Trauer, Hoffnung, Exstae, Verhängnis und Widerspruch für einen Augenblick kompatibel zu machen und dennoch alles offen zu halten.
Nach Reinhard Schulz