Transart 21

 

 

Aktuell wird viel Energie aufgewendet, den pandemiebedingten Herausforderungen gerecht zu werden, ebenso viel Energie staut sich bei jenen auf, denen künstlerisches Arbeiten vor einem Publikum nicht möglich war und ist. TRANSART als Festival zeitgenössischer Kultur will diesem Umstand Rechnung tragen: die 21. Ausgabe wird laut, archaisch und sucht das Freie auf.

Die kanadische Ikone Peaches wird zum Auftakt gemeinsam mit dem Tänzerkollektiv Clusterfuck ihr ganzes Register als Musikerin und Performancekünstlerin ziehen und ein Statement der Befreiung und Energie setzen.

Isabel Lewis wird als Choreographin und Ritualkuratorin zur TECHNO Ausstellung im Museion auf Einladung desselbigen und in Zusammenarbeit mit Transart einen DAY RAVE mit Folgeveranstaltungen bei Alperia St. Anton inszenieren. Zwischen Tanz, Musik und Lichtperformance wird das ehemalige Kraftwerk künstlerisch aufgeladen und umgedeutet und soll zum neuen hot spot der Bozner Kulturszene werden.

Dem Komponisten und Architekten Iannis Xenakis ist zu dessen 20. Todestag ein Schwerpunkt zwischen dem INAUDITO Format in der Stiftung Antonio Dalle Nogare und einem interdisziplinären Orchesterprojekt im NOI Techpark gewidmet. Das Erleben von Musik wird hier in Form einer Gebäudeerkundung aufgesetzt, in dem wir unser eigenes Hören betreten und erforschen. Mit dem NOI Techpark wird darüber hinaus die strategische Partnerschaft weiter ausgebaut, in dem der dort angesiedelte Maker Space zum Schauplatz künstlerischen Zukunftshandwerkens wird.

Der Dialog mit der Natur manifestiert sich in dieser Ausgabe in zweierlei Hinsicht: ein Freiluftkonzert am Vigiljoch mit dem weltweit gefeierten Nordtiroler Hang-Musiker Manu Delago und einem musikalischen Uraufführungsprojekt rund um das Thema „Saatgut“ in der Gärtnerei Schullian mit einer Gruppe italienischer Nachwuchskomponist*innen.

Peter Senoner wird als Bildhauer der Natur seines eigenen Körpers im terraXcube im NOI Techpark unter extremen Temperaturen nachspüren.

Das Visionär-Planetarische findet seinen Ausdruck im „Futurological Congress“ – gemeinsam mit dem Center for Advanced Studies, Eurac – zum Thema ENERGIE. Persönlichkeiten aus Grundlagenforschung und Philosophie reflektieren die Konnotationen des Begriffes Energie und werden dabei von künstlerischen Interventionen kontrapunktiert.

Das partizipative Element ist in dieser Ausgabe besonders ausgeprägt: das Berliner zeitkratzer Ensemble wird an drei unterschiedlichen Orten Aufnahmen für einen in Musik gesetzten Western unter Einbeziehung der Bevölkerung drehen. Zum eigentlichen Hauptakteur wird das Publikum im gemeinsam mit den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Südtiroler Künstlerbund initiierten Projekt Give me a call: in acht Städten findet jeweils eine Telefonkabine Aufstellung, die zu einem telefonischen vis-a-vis einlädt. Hannes Egger sinniert auf Rai Südtirol zum Thema Küche, während in der Bozner Stadtgalerie ein Hub zu virtuellen Realitäten von Laurie Anderson und 2MVD (Valerie Messini, Damjan Minovski) eröffnet wird.

Nichts wird mehr so sein, wie es war – ob die Gegenwart wirklich zu einer neuen Zeitenwende wird, kann erst später festgestellt werden. Künstlerische Energie jedenfalls kann weder weg gesperrt noch ausradiert werden und sucht sich immer wieder neue Formen, Künftiges zu antizipieren. Ein Festival zeitgenössischer Kultur muss daher mehr als nur eine Ansammlung von bloßen Veranstaltungen sein – Transart ist performativ, installativ, interaktiv, radiophon und partizipativ.

Peter Paul Kainrath

Direktor Transart