Frühjahr 2012: das Buch des Chef-Ökonoms der größten tschechischen Bank, Tomáš Sedláček, „Die Ökonomie von Gut und Böse“ tritt seinen internationalen Lauf zum Bestseller an; die zentrale Botschaft dabei ist einfach wie eindrücklich: die ganze Wirtschaft, ob real oder in ihrem finanztechnischen Zuschnitt, ist die Summe der Geschichten ihrer handelnden wie der ihr ausgelieferten Menschen – von den Sumerern bis herauf in unsere Gegenwart. Wer dies nicht begreift, begreift auch die derzeitige Krise nicht.
Sommer 2012: documenta, alle 5 Jahre bezeichnet sie sich gerne als das gewichtigste Ereignis der globalen Kunstwelt; in einer Zeit, die nur mehr von makroökonomischen wie mikroschicksalshaften Hiobsbotschaften gekennzeichnet ist, formulieren hier die KünstlerInnen nicht etwa den plakativen Aufschrei gegen die Weltläufe, sondern treten einfach zur Seite und lassen in großartiger Weise die NATUR zu Wort kommen.
Herbst 2012: Transart – das regionale Festival zeitgenössischer Kultur erzählt nun zum 12. Male Geschichten aus unserer Gegenwart, die mitunter auch die Zukunft vornehmen. In diesem Jahr sind es Geschichten aus der Natur wie der Ökonomie und zu vielen Mischformen, die sich dazwischen befinden. Tomáš Sedláček wird uns in einem kammertheatralischen Stück die Bilder beschreiben, die hinter der kruden Börsenmechanik stehen; Matthew Herbert wird im Dialog mit den Naturlauten vor dem Komponierhäuschen von Gustav Mahler über die Qualität des Unvollendeten nachdenken; die Pianistin Sabine Liebner stemmt den gesamten Zyklus „Etudes australes“ von John Cage den Sternen nahe am Timmelsjoch; Ulf Langheinrich schickt uns mit 3D Brillen in die Tiefen subkutaner Vibrationen; Michael Fliri sucht nach den tieferen Bedeutungen von Performance; die MusikerInnen des Phace Ensemble verwandeln Wohnzimmer von Bruneck und Bozen in Minikonzertsäle; Herman Kolgen lässt einmal vor den Augen des Publikums einen Zug als Symbol des Fortschritts entgleisen und ein anderes Mal schickt er uns im Badekostüm ins Schwimmbad, um der Sinnestransformation des „Unterwasserseins“ beizuwohnen; Matias Faldbakken seziert im Bozner Museion den Gewaltintellektuellen und 2 große Künstlerinnen wie Rebecca Horn und Marina Abramovic reflektieren ihr eigenes künstlerisches Schaffen mittels zweier Filme; das weltberühmte Arditti Quartett widmet sich vor allem regionalen Komponistenpersönlichkeiten; ein Porträt der Komponistin Unsuk Chin gibt dem Festival eine koreanisch-weltoffene Atmosphäre; die Kooperationen mit den neuen Design- und Innovation- Festivals, den Festspielen Südtirol, den Konservatorien von Bozen und Trient, dem österreichischen Festival Klangspuren und dem Haydnorchester zeigen, wie offen TRANSART als Plattform für alle jene ist, die das Zeitgenossentum ernst nehmen.
TRANSART steht für das Unmittelbare, das Unerschrockene und das Notwendige in unserem Kulturbegriff.