Aufgeben – dieses Wort wird wohl in vielen unserer Köpfe in den vergangenen Monaten herumgegeistert sein. Die Kapitulation vor dem Unbegreiflichen ist mit der Pandemie plötzlich über den Alltag hereingebrochen und wir mussten erfahren, wie brüchig der Boden ist, auf dem wir unsere Leben ausrichten.
Künstler*innen sind mit ihrem schöpferischen Geist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je zuvor. Sie arbeiten immer hart an der Grenze des Abgrundes namens Aufgeben und bäumen sich vor ihm auf – mit einem Entwurf, der in die Zukunft weist, wie immer diese aussehen mag.
Künstlerisch ist diese Ausgabe territorialer und internationaler als je zuvor: der Transart Truck fährt mit einer explosiven heimischen Künstlerkonstellation übers Land, das Filomena Projekt bringt Literatur in den privaten Innenhof, Künstlerinnen aus Oslo, Moskau, Montreal und Berlin beamen sich ins Transartgeschehen hinein und der Auftakt ist ein Bouquet von 3 ineinander verschränkten Eröffnungsveranstaltungen zwischen verräumlichter Musik und schonungsloser Nacktheit. Kooperationen, gewachsen über all die vergangenen Jahre, mit dem Museion, den Vereinigten Bühnen Bozen und dem Südtiroler Künstlerbund als auch dem Südtiroler Bildungszentrum und dem Collegium Musicum zeigen den offenen Plattformcharakter des Festivals. Dank eines neuen Kooperationsabkommen mit dem NOI Techpark Südtirol werden wir zu einem künstlerischen Weltraumbahnhof. Die ersten Expeditionen führen uns über eine digital arts Brücke Richtung Montreal-Mutek-Festival und zu einem hybriden Futurologischen Kongress rund um Künstliche Intelligenz gemeinsam mit dem Forschungszentrum Eurac. 20 Jahre Festival zeitgenössischer Kultur sind auch ein Spiegel der Weltoffenheit dieses Landes Südtirol. Wir haben zu danken den politischen Entscheidungsträgern im Staat, in der Region, in der Provinz, in den Städten und Dörfern sowie den vielen kunstfreudigen Unternehmerinnen als auch vielen privaten Förderern, die uns bis hier hin entschlossen und großzügig begleitet haben.
Die Stimme der furchtlosen künstlerischen Zeitgenoss*innen – wir werden sie klar und deutlich auch in unser nächstes Jahrzehnt hineintragen.
Bleiben sie uns treu, vertrauen sie uns – es lohnt sich!
Peter Paul Kainrath