Transart 05 ist ein Ort der Klänge. In seiner fünften Ausgabe verläuft der thematische rote Faden vor allem entlang den Punkten einer musikalischen Landkarte – Musik der Gegenwart steht im Mittelpunkt der künstlerischen Programmatik. Transart räumt auch der zeitgenössischen Musik im ‚klassischen’ Sinn einen wichtigen Platz ein und bringt internationale Interpreten und Komponisten mit heimischen Musikern und Komponisten zusammen.
Mit dem Eröffnungskonzert in der Bahnhofsremise von Bozen betritt zum ersten Mal das heimische Haydnorchester die Transart-Bühne. Unter der Leitung des deutschen Dirigenten Johannes Kalitzke, Vinko Globakar Schüler und mittlerweile einer der großen Kenner des zeitgenössischen Repertoires, werden zwei Werke der Extraklasse aufgeführt. Das großangelegte symphonische Meisterwerk des in Caracas/Venezuela geborenen Jorge Sánchez Chiong „trapos/Catwalk en Guantánamo“für Kontrabass, E-Gitarre, Turntables und elektronisch verstärktes großes Orchester wurde voriges Jahr im Rahmen von Festival Wien Modern 2004 uraufgeführt und ist bei Transart 05 mit der Uraufführung einer Neufassung zu hören. Als „akustisches Edel-Geröll“ oder „lustvollvirtuoses Farbenspiel“ wurde das Werk von der deutschen Presse gelobt.
Auf dem Programm steht zu Festivalbeginn auch DW 8 für Orchester und zwei Turntablisten des österreichischen Komponisten Bernhard Lang. DW steht für Differenz und Wiederholung, eine Serie, die durch Transkriptionen der Loop-Techniken von verschiedenen Turntablisten und Filmemachern, etwa von Phil Jeck und Martin Arnold, entstanden sind. „Mich reizte dabei vor allem das Konzept der erratischen, asymmetrischen Loops, dem Sprung in der Rille entsprechend, oder dem Zittern eins kaputten CD-Players“ so schreibt Bernhard Lang über DW8.
Mit einem Konzert vermischt sich eigenwillige Avantgarde und bestechender Minimalismus aus Amerika mit zeitgenössischer Musik aus Südtirol: Die Werke von Morton Feldman, Steve Reich, Felix Resch (Uraufführung) und Arnaldo de Felice (Uraufführung) werden vom Lettischen Radio-Chor, einem der weltweit besten Kammerchöre, und der Rigas Kamermuziki und der Leitung von Kaspars Putnins aufgeführt.
Auch eine der wirkungsmächtigsten Gattungen der Musikgeschichte hat bei einem Festival mit Schwerpunkt Musik der Gegenwart seinen Platz: das Streichquartett. Das wohl beste Streichquartett für zeitgenössische Musik, das Londoner Arditti String Quartett, spielt Luigi Nono und Jonathan Harvey.
„Alle meine Werke gehen immer von einem menschlichen Anreiz aus: ein Ereignis ein Erlebnis, ein Text unseres Lebens rührt an meinen Instinkt und an mein Gewissen und will von mir als Musiker und als Mensch Zeugnis ablegen“, schrieb der 1990 verstorbene Nono, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten einer radikal experimentellen Richtung innerhalb der zeitgenössischen Musik. Das Streichquartett „Fragmente – Stille an Diotima“ ist eine Hommage an den Dichter Friedrich Hölderlin – Musik aus den Randbezirken des Klingenden, unendlich leise Einzeltöne, getuschte Motivfetzen, Geräuschhaftes, alles ist durchsetzt von Pausen. Im zweiten Teil des Abends ist das Streichquartett Nr. 4 des englischen Komponisten Jonathan Harvey zu hören.
Im Casón Hirschprunn in Margreid wird hingegen ein rauschhaftes Fest zu Ehren Platons gefeiert. Sieben Stunden Musik und Wein in acht Abteilungen mit dem Klangforum Wien: Musik von Donatoni und Sciarrino über Kúrtag und Boulez bis Haas, Xenakis, Ablinger, Furrer und Poncart zu hören in den tönenden Barriquekellern.
Mit einer Apotheose der Musik von Frank Zappa® sprengt Transart05 schließlich den Rahmen der angestammten Bereiche zeitgenössischer Musik. Das brillante New Yorker Absolute Ensemble präsentiert unter der Leitung von Kristian Järvi und ehemaligen Bandmitgliedern Zappas als Solisten ein atemberaubendes Spektakel mit Songtiteln der Rocklegende.
DJs aus aller Welt bespielen außerdem die Transart Lounge – von Dieb 13, über Joke Lanz und Wolfgang Fuchs bis Kultfiguren wie DJ Spooky.